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FACELESS

Ausstellung vom 16.05. bis 26.06.2018

Vernissage am Mittwoch, den 16. Mai 2018

Laudatio Bernd Roloff

„FACELESS“

NEUE DÄNISCHE ZEITGENÖSSISCHE KUNST

Birger Lindahl ist ein weltweit bekannter kommerzieller Künstler mit internationalen Kunden wie NOKIA , Kellogg, Toyota, Philips und Ausstellungen in Tokyo, Barcelona und London.

Die neuste Bilderserie „Faceless“ zeigt koloristische Silhouetten und Köpfe auf monochromem Grund.

Die Farbigkeiten des Motivs transzendieren Emotionen – der Betrachter fühlt sich in der Gegenwart der Lindahlschen Figuren in guter Gesellschaft.

Maltechnisch überzeugend, erschafft Lindahl ein Seherlebnis an der Schnittstelle zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit.

Auf der Vernissage am 16. Mai ist Birger Lindahl anwesend.

Willkommen zu unserer 40. Ausstellungseröffnung!

Einladung

Rückseite

Die Formatierungen der Laudatios werden derzeit überarbeitet. Vielen Dank für Ihr Verständnis.

Laudatio

Laudatio Birger Lindahl, Nissis Kunstkantine, 16. Mai 2018

 

Liebe Freundinnen und Freunde der Kunstkantine, liebe Gäste, willkommen im

Bernsteinzimmer der HafenCity.

Mein Name ist Bernd Roloff, ich bin der Keynote – Speaker der Kunstkantine und darf Euch heute auf das Herzlichste begrüßen zur 40. Vernissage von Nissis Kunstkantine seit ihrer Eröffnung im März 2013. Zu meiner Rechten meine Assistentin Betty, die meinen Vortrag visuell durch das Hochhalten von Hardcopys unterstützen wird. Zu einem Projektor haben wir es bislang ebenso wenig gebracht, wie zu einem Headset für mich. Gäste mit einem Hörverlust der größer ist als 20 dB können deshalb meine Reden gerne auf der Website nachlesen.

Die Ausstellung gilt den Werken von Birger Lindahl und steht unter dem Titel

 

„FACELESS“

 

also „gesichtslos“ und ist hier in der Kunstkantine bis zum 27. Juni 2018 zu sehen. Birger kommt mit seinen Werken zu uns aus Dänemark. Laut dem ‘World Happiness Report’ der Vereinten Nationen sind die Dänen die glücklichsten Menschen der Welt. Das liegt nach einhelliger Meinung nicht nur an äußeren Faktoren, wie an der kleinen Meerjungfrau in Kopenhagen, sondern an „Hygge“, dem dänischen Lebensgefühl, das das Streben und die Fähigkeit beschreibt, es sich gemütlich zu machen.

Damit es hier heute nicht zu „hyggelig“ wird, leite ich mal meinen Vortrag etwas „ungemütlich“ ein.

Stellen Sie sich mal vor, sie stehen unter Mordverdacht und ihr Alibi ist, dass Sie heute hier in der Kunstkantine auf der Vernissage waren. Vor Ihnen sitzt der Kommissar und fragt Sie, was es denn da für Kunstwerke zu sehen gab und Sie sagen „Äh, so Bilder, Gemälde eben“. Da runzelt doch der Kommissar die Stirn und fragt nach: „Und was waren die Motive der Bilder?“ und trommelt mit den Fingern auf der Metalltischplatte.

Mordermittlungen, weit hergeholt, aber stellen Sie sich doch mal die glückliche Familie am Frühstückstisch vor, Betty zeig doch mal eine glückliche Familie am Frühstückstisch für die, die sich das nicht vorstellen können.

Das Foto darf aus Datenschutzgründen nicht gezeigt werden.

So, hier haben wir die glückliche Familie. Alles soweit „hyggelig“, Croissants, Marmelade, aber was ist hinter der Fassade?

Sie, mit ihrem schrägen Blick sieht tüchtig eifersüchtig aus.

Er trinkt nur Wasser morgens und weiß nicht mehr wann und wie er nach Hause gekommen ist.

So, am Liebsten würde sie jetzt sagen: „Ich weiß genau, dass du mit deinen Kumpels erst zum Bowling warst, dann 20 Bier in der „Schufa-Klause“ gekippt hast und danach womöglich noch im Puff aufgeschlagen bist. Stattdessen fragt Sie: „Was waren das denn nun für Motive auf den Gemälden?“.

Er würde jetzt gern antworten, „Was geht dich das an, du eifersüchtige Schlampe, du hast mir mein ganzes Leben versaut“, aber das geht natürlich nicht. Die Kinder sind dabei und so ringt der Vati nach Worten.

Was flüstern wir ihm zu? Was sehen wir hier? In knappen Worten deskriptiv ausgedrückt? Ich schlag da mal was vor:

Purifizierte Silhouetten in dunkelbunt.

Zunächst mal zum Begriff der Silhouette. Wenn sie den Begriff Silhouette in  Verbindung mit Kunst bei Google eingeben und auf „Bilder“ klicken, dann bekommen sie in der Regel sowas raus:

Das Foto darf aus Datenschutzgründen nicht gezeigt werden.

Wir alle wissen, wer das ist. Goethe natürlich. In seiner Zeit waren sog. „Schattenrisse“ unheimlich beliebt und es wurden umfangreiche Sammlungen angelegt. Als Meister wurde der anerkannt, der mit möglichst wenigen Konturen, die Person wiedererkennbar machte. Bringt ja Spaß sowas. Genialer Strich ist gefragt.

Ebenfalls mit wenig Mitteln dargestellt, aber eindeutig identifizierbar dieser Herr:

Das Foto darf aus Datenschutzgründen nicht gezeigt werden.

Wir wissen sofort, wer das ist, Donald Trump nämlich, weil wir die biometrischen Besonderheiten im Kopf haben. Auf Basis seiner Medienpräsenz wissen wir, dass er komische Haare hat, eine bestimmte Nasenform und so ein leichtes Doppelkinn. Gegenüber Goethe von eben eindeutig weniger Bildinformationen aus der Silhouette. Bei Donald Trump haben wir natürlich jede Menge Assoziationen: Überraschender Wahlgewinner, Zaun in Mexiko, Aufkündigung Verträge mit Shithole Iran usw.

Aber was ist von Goethe zu Trump passiert? Trump hat nur noch Knopfaugen, eine denaturalisierte Haarpracht und wirkt im Ganzen unnaturalistisch geglättet, wie ein Verkehrsschild. Donald pur sozusagen und da sind wir auch schon bei dem Eigenschaftswort, das hier am meisten Eindruck macht, nämlich

„purifiziert“

Der Begriff kommt aus der Architektur, genauer gesagt aus der Denkmalpflege. Zum ersten Mal hab ich den Begriff in einem Schreiben des Denkmalamtes in Leipzig gelesen und zwar wurden wir aufgefordert, doch mal den Giebel von unserem Haus zu „repurifizieren“. In der Zeit der DDR wurde wohl an dem Gebäude einiges glattgemacht und einfachere Fenster eingesetzt usw., also purifiziert, vereinfacht, glatter gemacht. Den ursprünglichen Zustand der alten Pläne mit mehr Zierrat und Sprossenfenstern am Giebel usw. – das hätte man jetzt gerne wieder. Also von Goethe zu Trump wurde purifiziert und jetzt purifizieren wir mal weiter zu Mr. Lindahl.

 

Hier haben wir das Werk von Birger Bild Nr.19 mit nochmaliger Purifizierung einer Silhouette. Haare oder Arme kommen nicht mehr vor.

Da fällt mir der Witz von dem Einarmigen, der zum Friseur geht, ein. Hoffentlich kennt ihr den noch nicht. Also, der geht so:

 

„Ein Einarmiger geht zum Friseur, „Guten Tag“, setzt sich in den Friseurstuhl, Friseur kommt an, Haare werden geschnitten, alles fein und so, dann wird der Einarmige geföhnt und man kennt das ja, nach dem föhnen, da steht dann noch eine Strähnchen ab, sieht nicht ganz so gut aus und der Friseur setzt nochmal die Schere an, soll ja alles perfekt sein und ausgerechnet bei diesem letzten Schnitt : Zack, wird dem Einarmigen aus Versehen ins Ohr geschnitten. Aufruhr im Salon, Taschentuch auf die Wunde und so weiter, und großes entschuldigendes Palaver, tut uns Leid, und so weiter.

Auf einmal fragt einer den Einarmigen:

Sagen Sie, kommen Sie öfters in unseren Salon?

Antwort des Einarmigen:

Nee, den Arm habe ich im Krieg verloren!“

 

So, meine Damen und Herren, jetzt haben wir verstanden, was an den Wänden hängt, purifizierte Silhouetten. Verständnis bekommt in der Kunst immer nur den Trostpreis. In der Kunst, ist nach meiner Meinung, das Erleben das Wichtigste. Dafür müssen Sie sich auf die Kunst von Mr. Birger Lindahl einlassen.

Birger nennt seine Bilder semi-abstrakt. Mit den Konturen hat er dem abstrakten Innenleben der Silhouetten mal eben eine Form gegeben. Der Rest ist abstrakt mit Farben gemalt, die ich mal mit „dunkelbunt“ bezeichnen möchte. Das Wort „Dunkelbunt“ ist wohl von Hundertwasser erfunden worden. Der hat „Dunkelbunt“ auch gleich zu seinem dritten Künstlervornamen gemacht. Friedensreich Regentag Dunkelbunt Hundertwasser, lautet also der komplette Künstlername. „Dunkelbunt“ meint satte Farben, also diejenigen Farben – die in ihrer Intensität am weitesten vom Weiß entfernt sind. Der Begriff „Dunkelbunt“ ist durchaus beliebt.

In einem Schreiben an mich nennt Birger seine Farben Pop-Art-Colors. Das geht auch durch, aber „dunkelbunt“, meine Damen und Herren, hat eben diese elegante leckere Zartbitterschokolade in der Diktion.

Wie immer in der Abstraktion gibt das Gemalte nur Informationen, die Bedeutung muss der Betrachter selbst herleiten. Deswegen haben die Bilder von Birger auch keine Titel, damit der Rezipient auch insofern nicht festgelegt ist.

Allerdings ist anatomisch unübersehbar, dass wir hier ganz überwiegend von Damensilhouetten umgeben sind. Körbchengröße so A bis C. Aber auch das bleibt flexibel, meine Damen und Herren.

Das Typische Lindahl-Gemälde hat dort, wo die Arme sitzen, Einfüll- oder Ansaugstutzen. Siehe „Bild Nummer 2“. Da gibt man dann ein was man will, um die entsprechende Repurifizierung durchzuführen.

 

Die drei Silhouetten auf Bild Nr.2 könnte man z.B. zu einem Liveauftritt von den B 52´s repurifizieren. Passt total, finde ich.

Das Foto darf aus Datenschutzgründen nicht gezeigt werden.

B 52´s, eine Top-Band der 80er Jahre mit dem Top-Hit „Love shack“, übersetzt „Liebesnest“, also hoch positiv konnotiert das ganze.

Der Künstler schreibt mir hierzu:

„ The main reason why I paint semi-abstract Faces is, that I want the observer to interact with the paintings to use their imagination to create their own faces inside their head.

 

My paintings have no titles, because the observer has to work a little by themselves. I don`t want to give them the facit. One observer can see something – another observer something completely different.

It depends on the eyes that look!”

Es ist also ausdrücklich erwünscht, dass der Betrachter seine eigenen, bzw. gewünschten Gesichter, bzw. Personen aus der Lindahl’schen Vorlage repurifiziert. Das ist ja mal eine Idee, die über das Übliche Ektoplasma in der Abstraktion hinausgeht. Weniger kann manchmal mehr sein.

 

Birger kommt ursprünglich aus dem kommerziellen Bereich der Kunst als Grafiker und Gestalter für namhafte Firmen.

Hier ein Beispiel aus der Vor-Smartphone-Ära:

Das Foto darf aus Datenschutzgründen nicht gezeigt werden.

Nokia!

Meine Damen und Herren, für Viele von uns kam das erste Handy von Nokia. Nokia stellte ursprünglich Reifen und Gummistiefel her, dann Handys, verpasste dann den Trend zum Smartphone und verkaufte die Mobiltelefonsparte an Microsoft. Heute werden wieder Handys hergestellt und zwar in Form von Smartphones und repurifizierten Retrohandys.

Birger schaffte den Schritt vom Künstler, der den Verkauf unterstützt, zum bildenden Künstler. Er steht damit in der Tradition jener, die sich – obwohl schon erfolgreich auf dem anderen Gebiet – freimachen wollen, um ihrer künstlerischen Berufung zu folgen.

Beispiel: Andy Warhol, der – obwohl schon gefragtester Werbegrafiker in New York – zum freischaffenden bildenden Künstler wurde und auf diesem Gebiet noch viel erfolgreicher war.

Weiteres Beispiel aus der Literatur: F. Scott Fitzgerald war ein überaus erfolgreicher Werbetexter, stieg dann aber aus und verfasste Kurzgeschichten und Romane, die sehr erfolgreich waren. Man denke nur an „Der große Gatsby“, ein Werk, das insgesamt 5 Mal verfilmt wurde.

Die Werke, so wie wir sie hier sehen, beruhen nicht auf einer Planung, Studien oder Vorlagen. Birger schreibt mir, dass er nicht weiß, wo er endet, wenn er angefangen hat. Aber weil er in Serien malt, würde das letzte Bild das nächste beeinflussen. Schöner Ansatz: Kreativität und Intuition einmal angeschoben und danach geht es im Flow weiter.

Auf die Frage, welche Künstler ihn beeinflusst hätten oder wo er sich künstlerisch verortet sehen will, hat mir Birger geantwortet, dass er in seiner Jugend von Wassili Kandinsky fasziniert war, bzw. von den Künstlern unter dem Label „Der blaue Reiter“. Es ging in der Zeit um 1911 vor Allem um die Loslösung von der Gegenständlichkeit, bzw., so schreibt mir Birger, um die „unristricted freedom of expression“. Kunsthistorisch gilt Wassily Kandinskys Behauptung, das erste abstrakte Gemälde gemalt zu haben, zwischenzeitlich als umstritten bis wiederlegt. Kandinsky soll bei der Datierung des entsprechenden Werks geschummelt haben, als er es auf 1910 datierte. 1908 war aber bereits die Schwedin Hilma af Klint abstrakt zu Werke gegangen, Kandinsky hatte also nicht genügend vordatiert.

 

Auf die Frage, was denn sein erstes Bild war, schreibt mir Birger: „I´ve been drawing and painting all my life, but the earliest painting I sold must be some ballerinas 40 years ago.“ Birger kann sich also nicht daran erinnern, was er als erstes gemalt hat, aber was er als erstes verkauft hat, das weiß er schon.

Die Käufer von Kunst lassen sich ja in 4 Gruppen kategorisieren:

Die Kunstbegeisterten, die Investoren, die hybriden Sammler und die Bewahrer. Letztere führen oft eine Sammlung weiter, die schon eine oder zwei Generationen vor Ihnen angefangen wurde. Auf einer Hochzeit saß ich beim Dinner einmal neben einer Prinzessin, die sich über die Obhut, insbesondere die Restaurationskosten für sage und schreibe 2000 alte Meister bei mir ausheulte. Und dann auch noch der Erhalt des Wasserschlosses. Wenn man im Keller fertig ist, geht es mit dem Dach wieder los. Was gibt es also Schöneres, meine Damen und Herren, als eine frisch gemalte Serie und wenn ich es mir recht überlege, hat es einen gewissen Reiz, einen Kopf von Birger Lindahl neben ein klassisches Porträt zu hängen.

Das Foto darf aus Datenschutzgründen nicht gezeigt werden.

Links William Turner, rechts Bild Nr. 10 von Birger Lindahl. Beide Porträts nebeneinander fordern dazu heraus, das eine Motiv zum anderen im Kopf visuell hinzumorphen. Ggf. muss man noch einen Zwischenschritt machen. Ich würde sagen, wir schieben mal etwas Polarisierendes dazwischen. Eines dieser verstörenden Porträts, die Francis Bacon gemalt hat.

 

Das Foto darf aus Datenschutzgründen nicht gezeigt werden.

Nach meiner Meinung bietet Birger Lindahl für jeden Kunstinteressierten Kaufargumente. Zuständig für die Verarbeitung plötzlich auftretender Kaufimpulse ist meine Frau Nissi, die Initiatorin und Namensgeberin der Kunstkantine.

 

Birger schreibt mir, dass es ihm immer ein bisschen wehtut, wenn ein Bild von ihm verkauft wird, andererseits schreibt er: „However, it´s a pleasure, when I see people happy with my paintings.“ Bedienen Sie also mit dem Kauf eines der Werke den Happiness-Faktor oder sollte ich Hygge-Faktor sagen?

 

Der Künstler ist glücklich, wenn Sie glücklich sind mit einem Werk von ihm. Ich habe vorhin davon gesprochen, dass das Erleben von Kunst wichtiger ist, als das Verstehen.

 

Nehmen Sie das Kunsterlebnis „Mr. Lindahl – Faceless“ gern mit sich nach Hause und erleben Sie heute einen schönen Abend.

 

Ich bedanke mich fürs Zuhören und bis bald!

Bernd Roloff

 

 

Vernissage

Exponate

Nissis Kunstkantine

Kunstgalerie & Eventlocation
Am Dalmannkai 6
20457 Hamburg (HafenCity)

Mo – Fr 12-16 Uhr
Und nach Vereinbarung

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