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„PinselPoesie“

Einladung

Rückseite

Die Formatierungen der Laudatios werden derzeit überarbeitet. Vielen Dank für Ihr Verständnis.

Laudatio

Laudatio 30. Oktober 2015 -Nissis Kunstkantine-

 

Ausstellung „PinselPoesie“

mit Werken von Dr. László Kova

 

Willkommen liebe Freunde und Gäste,

wer in Hamburg oder sonstwo mit Wasserblick wohnen will, der muss viel Geld ausgeben oder er kauft sich am besten hier und heute eines der Bilder mit Motiven von Alster oder Elbe oder mit hinreissenden Regattaszenen die wir ausgestellt haben.

Sie merken es, meine Damen und Herren, der Laudator ist heute eher zielbewusst im Hinblick auf den kommerziellen Zweck dieser Veranstaltung.

Ich darf Sie kurz mal beim Weintrinken und Klönen stören. Mein Name ist Bernd Roloff, ich bin der Keynote-Speaker der Kunstkantine. Sie sind jetzt dabei, wenn ich heute in meiner Laudatio den 18. Künstler vorstelle und ansage, den 18. Künstler den Nissis Kunstkantine ausstellt, seit ihrer Eröffnung im März 2013.

Willkommen also liebe Kantinistinnen und Kantinisten in der Ausstellung der Werke des Künstlers

Dr. László Kova

Schön dass ihr gekommen seid, es wird spannend heute abend. Die Motive von Alster und Elbe, von denen ich eben sprach, sind in Freilichtmalerei entstanden. Freilichtmalerei ist ein wichtiges Sujet im Werk von László. Freilichtmalerei oder Pleinairmalerei (von französisch: en plein air: im Freien) bezeichnet eine Malerei, bei der Künstler und Künstlerinnen ein „Stück Natur“ unter freiem Himmel bei natürlichen Licht- und Schattenverhältnissen darstellen. In unserer Ausstellung sind es meistens sogenannte „Seestücke“.

Der Freilichtmaler ist also der Indiana Jones der Malerei. Er muss draußen unter freiem Himmel seine Motive suchen und hat er eins gefunden, dann muss er den Reichtum der Erscheinung in den Griff kriegen. Was der Künstler jetzt in dem gegebenen Moment nicht aufnimmt, wird er auch nicht ausdrücken können.

 

In diesem situativen Kontext hat László Kova einen unschlagbaren Vorteil. Er ist Maler und Poet. Er hat nicht nur am Elbufer gemalt, sondern auch ein Werk mit dem Titel „Am Elbufer“ bestehend aus Erzählungen und Lyrik geschrieben. Double Action also meine Damen und Herren. Der künstlerische Weg gabelt sich nicht für László Kova, sondern 2 Wege fließen ineinander. Er ist das, was man einen poetischen Charakter nennt.

 

Während der abstrakt malende Künstler seine Wahrnehmung auf das Wesentliche reduziert um nicht zu sagen abklemmt, läßt sich der poetische Charakter gern vom Füllhorn des Gesehenen überschütten. Motive mit Wasser sind ganz typisch für den poetischen Charakter. Am Ende fließen alle Dinge ineinander und aus der Mitte entspringt ein Fluss. Bei László ist es ein Fluss hoher Produktivität und Intellektualität.

 

Malende Poeten sind nicht eben häufig. In Deutschland waren die berühmteste Gruppe von Künstlern mit Dual Use – Anspruch die sog. Berliner Malerpoeten. Die Berliner Malerpoeten waren eine Künstlergruppe von 13 malenden Schriftstellern, die sich 1972 in Berlin-Kreuzberg gründete. Das Ganze stand im Kontext der sog. Kreuzberger Bohème. Kreuzberg war in den 60ern und 70ern enorm angesagt. Heute versucht man den Duft der guten alten Zeiten nostalgisch wiederzubeleben. Nach 20 Jahren Vergessenheit gab es im letzten Jahr immerhin eine gut besuchte Retroperspektive.

 

Prominentestes Mitglied der Malerpoeten war Günther Grass. Wie sehen ihn vor uns. Immer so ein wenig Oberförsterhaft, umgeben von einem devoten Gefolge von Claqeuren, devot genug, dass sie seine stinklangweiligen Wälzer am Ende sogar gelesen haben könnten. Er spielte solange die pfeifenrauchende moralische Instanz, bis man ihm den Literaturnobelpreis verlieh. Danach feierte er sich dann ab durch das coming out seiner juvenilen Mitgliedschaft bei der Waffen SS und das Schreiben böser Gedichte über Israel. Aber er hat in seinem Leben tatsächlich wenigsten eine Idee für eine interessante Skulptur gehabt, nämlich einen liegenden weiblichen Torso mit drei Brüsten.

 

Wo wir gerade jetzt in der „Alle guten Dinge sind Drei Phase“ sind  darf nicht unerwähnt bleiben, dass László neben Dichtung und Malerei auch der Musik zugetan ist. Unter anderem spielt er auf der Sansula, einem in dieser Form erst seit 2001 existierenden 9-Ton Percussion Instrument, das einen wabernden sphärischen Klang erzeugt.

 

Wenngleich László im Künstlerischen bereits eine Dreifaltigkeit besitzt, so spaltet sich seine berufliche Biografie geradezu prismatisch auf. Studiert hat er Pädagogik und Wirtschaftswissenschaften und er hat als Hauptschullehrer und Hochschuldozent aber auch als Handballtrainer und Manager gearbeitet.

 

Wer mit so vielen Fähigkeiten und Interessen ausgestattet ist, braucht Freiraum. Ungarn galt im Westen als Land des „Gulaschkommunismus“ also als eine Art weichgespülte Diktatur in der die Unterdrückten wenigstens genug zu fressen hatten.

 

Es ist 1974, der Keynotespeaker ist 10 Jahre alt und bekommt zu hören, dass er mit seinem Zeugnis der 4. Klasse auf dem Gymnasium nichts zu suchen hat. Und im Ungarn des Jahres 1974 denkt László darüber nach, in den Westen zu flüchten. Über die politische Situation des Jahres 1974 schreibt der Spiegel, dass die Zeit in der Ungarn ein verhältnismäßig freies, wenn auch sozialistisches Land war, offenbar vorüber wäre. Im „Schaufenster des Ostens“ schien es 1974 so, als ob in dem Laden, zu dem das Schaufenster gehörte, das Sortiment und das Personal wechselte. An höherer Stelle waren Säuberungsaktionen wegen „antisozialistischer Verschwörung und Aufhetzung“ beschlossen worden.

 

Antisozialistisch verschworen, hatten sich ungarische Manager, die das sowjetische Vorbild beim Sozialistischen Aufbau in Zweifel zogen. Antisozialistische Hetze wurde aus den Werken renommierter Schriftsteller herausdestilliert, die verdächtiger Weise auch im Westen gelesen wurden. Der Spiegel schildert im Detail Verhaftungen von Literaten und ein Stühlerücken im Politbüro, vor allem im Bereich Kultur und Wissenschaften. Es wurde offenbar etwas faul im Staate Ungarns.

 

László war in dieser Zeit in einem Club junger Literaten, hatte eine gute Ausbildung und in der DDR erworbene deutsche Fremdsprachenkenntnisse. Also wer würde nicht sein Bündel schnüren und in den Westen rübermachen. Falls es noch niemand getan hat, lieber Lazslo , im Zuge der WIR SCHAFFEN DAS Diskussion darf ich dazu beglückwünschen, das du es geschafft hast, vor 40 Jahren ein Hamburger zu werden.

In diesen Tagen sind unsere Gedanken bei denjenigen, die ebenfalls vor einer kollektivistischen Ideologie flüchten, in der der Einzelne nichts gilt, sondern nur die Umma und die in ihrer radikalen Ausprägung sogar meint, dass das diesseitige Leben unbedeutend sei und uns erst im Paradies das Menschsein erlaubt sei. Insofern kann ich die Kritik von Rechts an der Flüchtlingsproblematik überhaupt nicht verstehen. Kommunismus und Islamismus nehmen sich nichts in der Verachtung und Unterdrückung des Einzelnen. Wir haben Flüchtlinge aus dem Kommunismus aufgenommen, also sind wir jetzt auch in der Pflicht. Was Pol Pot in Cambodia für die kommunistische Ideologie war, ist der IS für den Islam. Bereits die Ideologien sind dem europäischen Wertemodell, insbesondere den freiheitlichen Verfassungen völlig fremd. Und wenn sich dann noch die Radikalinskis aufschwingen, dann lautet die Losung, „rette sich wer kann“.

 

Die Vorgänge sind immer dieselben. In einer kollektivistischen Ideologie wie Kommunismus und Islam gehen die Dinge nicht recht voran. Das Individuum wird durch ein dumpfes, trübes, irrationales Regelwerk eingeengt. Natürlich gibt es ein paar Schaufenster, mit hübschen Wolkenkratzern im Nahen Osten.

 

Das Defizit an gesellschaftlichem Fortschritt
wird aber irgendwann evident und es breitet sich ein Murren im Volk aus. Dies ist der Moment in dem Radikale auftreten und behaupten die Ideologie sei völlig in Ordnung, man habe sie nur nicht streng genug angewendet. Dies ist dann der Zeitpunkt, an dem sich eine Riege von Halunken an die Macht putschen kann. Für jeden Vernunftbegabten heißt es dann „Abpfiff“. Zu hoffen, dass alles besser wird, ist Quatsch. Jetzt aber raus aus dem Stadion, in dem falsch gespielt wird.

Allerdings muss auch klar sein, dass derjenige der die Gernze zu Deutschland überschreitet, seine Antworten künftig in unserer Verfassung und in der sozialen Marktwirtschaft suchen muss und nicht mehr in der kollektivistischen Ideologie, vor der er gerade geflüchtet ist. Es braucht Lehrer, meine Damen und Herren, am besten vom Schlage und der Kontinuität eines Laszlo Kova. 20 Jahre unterrichtete er Deutsch als Fremdsprache für Studenten. Man kann sich vorstellen, was für ein buntes Völkchen durch seine Kurse gewandert ist. Dazu über 10 Buchveröffentlichungen in deutscher Sprache.

Ein Lehrer wird selten abstrakt malen, schließlich soll die Klasse nicht abschweifen. Andererseits darf man das Gemälde auch nicht zu sehr ausarbeiten. Wenn man den Schülern alles vorarbeitet, dann begreifen die nie etwas von allein, haben keine Aha-Erbnisse. Offenbar sind Hafen, Küsten und Wassermotive, die sog. Seestücke für diese Art von Malerei besonders inspirierend. 

 

Das erste Gemälde, das eine Hafenszene zeigte, andererseits aber figurativ nicht ausgearbeitet war, sondern sich darauf beschränkte die Stimmung im Hafen vor Arbeitsbeginn wiederzugeben, hieß „Impression-Sonnenaufgang“ und gab einer ganzen Kunstrichtung ihren Namen, nämlich dem sog. Impressionismus.

 

Das Bild wurde 1873 in Le Havre von dem damals 33 jährigen Claude Monet gemalt. Wenn ich vorhin ausführte dass der Freilichtmaler darauf angewiesen ist, den situativen Kontext des Motivs, den Eindruck aufzunehmen, dann kommt es in der malerischen Umsetzung darauf an, das das Gemälde etwas abstrahlt. Bei Monet, strahlt noch nicht viel ab, die Sonne ist noch nicht richtig aufgegangen, die Szene kann so noch nicht viele Farben reflektieren.

 

Mit László geht dagegen im Hafen die Sonne auf. Schönes Beispiel dafür ist das Bild „Waltershof-Hamburg“ das sie hier in unserer Ausstellung sehen können.

 

Meine Damen und Herren, in so einem Gemälde stecken in jedem Pinselstrich die Multi-Tasking-Fähigkeiten, über die László verfügt. Als Lehrer malt er mehr als nur Andeutungen, als Trainer läßt er die Sonne aufsteigen und als Poet transportiert er dem Rezipienten ein Seestück mit positiver Geschäftigkeit ohne durch übermäßige figurative Ausarbeitung dem Betrachter die Seeluft zu nehmen. Es riecht nach frischem Wind, leicht muffeliger Elbe und einem Hauch von Diesel.

 

Warum war der Impressionismus so erfolgreich und warum sollte man sich impressionistische Gemälde zulegen ? Ich glaube, der Schlüssel zu dieser Frage liegt im Begriff der sog. hedonistischen Adaption. Wenn Sie sich einen elektrischen Ananasschneider kaufen, dann macht der genau das, was sie wollen und nach ein paar wochen haben sie genug Ananas gegessen. Der Happiness-Faktor hat sich erledigt. Genauso verhält es sich mit Gemälden die zu sehr ausgearbeitet sind. Wer abstrakte Werke kauft, der hat sich einmal seine Meinung als Rezipient gebildet oder er bildet sich ständig eine neue Meinung über die Bildaussage und Bedeutung. Das erste ist statisch, das zweite  anstrengend.

 

Wenn Sie dagegen ein Gemälde kaufen, das eine Stimmung, eine Impression abstrahlt, dann kaufen Sie sich „Stimmungsmache“ und zwar am Besten etwas, dass Ihre Stimmung hebt. Die hedonistische Adaption ist nie abgeschlossen. Das Gemälde ist nicht statisch, es ist nicht dynamisch, es ist poetisch. Daher das Motto unserer Ausstellung „Pinselpoesie“. Die Ausstellung beginnt heute und endet am 09. Dezember. Wem ein Werk gefällt, der wendet sich in dieser Zeit an meine Frau Nissi, der Namensgeberin von Nissis Kunstkantine.

 

Es ist für jeden etwas dabei. Wer statt Seestücken portraits mag, für den haben wir hier schöne Selfies sogar von Politikern, ebenfalls stimmungslastig. Willi Brand, heiter und gelassen wirkend, offenbar noch vor dem Kniefall von Warschau, der Guillaume-Affaire und einem Connie zuviel.

 

Oder Helmut Schmidt, der abgewählte Pragmatiker, leicht melancholisch im Zigarettenrauch, der immer noch der abgeschafften Vermögenssteuer hinterhertrauert.

 

 

Wer es lieber haptisch mag, für den hat László reizvolle Skulpturen im Programm. Auch ein weiblicher Torso ist dabei. Anders als bei Günther Grass hat der Torso von László allerdings nur 2 Brüste und die sind auch nur angedeutet. Schaffen Sie mit entsprechenden Assoziationen gern selbst einen poetischen Mehrwert und üben sie sich in hedonistischer Adaption.

 

In diesem Sinne endet meine Rede jetzt und ich entlasse euch in die Werke des Malerpoeten László Kovas. Ich danke fürs Zuhören und wünsche mir, dass ihr der Kunstkantine stets gewogen bleibt. Beachtet vor allem den 13. November.

 

Dann  veranstalten wir einen Künstlerabend an dem László aus seinen Werken liest. Dazu gibt es ein Gourmetmenü. Hauptgang ist natürlich ein Orignal ungarisches Gulasch  mit Kartoffelpüree. Bis bald also, hier im Bernsteinzimmer der HafenCity.

 

 

Bernd Roloff

 

 

Vernissage

Exponate

Nissis Kunstkantine

Kunstgalerie & Eventlocation
Am Dalmannkai 6
20457 Hamburg (HafenCity)

Mo – Fr 12-16 Uhr
Und nach Vereinbarung

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