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„Von der Hamburger HafenCity nach Kappadokien“

Einladung

Rückseite

Die Formatierungen der Laudatios werden derzeit überarbeitet. Vielen Dank für Ihr Verständnis.

Laudatio

Liebe Freunde der Kunstkantine,

ich darf Sie jetzt begrüssen zu der Vernissage für die Werke von

Uwe Knuth.

Uwe Knuth ist der 12. Künstler, den Nissis Kunstkantine zeigt, seit der Eröffnung dieser Location im März 2013.

Mein Name ist Bernd Roloff , ich bin der Resident-Laudator der Kunstkantine und referiere heute über die Ausstellung

von der Hamburger HafenCity nach Kappadokien

die bei uns bis zum 26. März zu sehen ist.

Die meisten Bilder die hier zu sehen sind, sind auf 2 Reisen entstanden, die Uwe Knuth 1966 und 1978 unternommen hat.

Von Abenteuerlust getrieben sollte es 1966 eigentlich bis Beirut gehen, aber ab dem syrischen Aleppo gab es keine seriöse Weiterfahrmöglichkeit mehr. Als Freilichtmaler muss man risikobewusst sein. Schon die harmlose Frage nach Wasser für die Anmischung von Aquarellfarben kann ungewöhnliche Resonanz erzeugen. In Zentralanatolien sollte man nicht unbedingt verheiratete Damen nach Wasser fragen. Es kann dann schon sein, dass der Ehemann aus der Behausung hervortritt und zwar mit einem Gewehr bewaffnet, den Ehrenmord im Sinn. Der Eloquenz und dem entwaffnenden Charme den Uwe Knuth versprüht, ist es zu verdanken, dass der Künstler heute bei uns sein kann und es nicht bei einem Frühwerk verblieb, dass durch eine jähe Bluttat beendet wurde.

Das Frühwerk beginnt mit dem ersten Bild, Mitte der 50er Jahre. Der Künstler hatte in einem Strandkorb genächtigt und malte verkatert in Haffkrug einen Sonnenaufgang. Das Bild wurde schnell verkauft und seitdem wechselten über 2000 Bilder aus der Hand des Künstlers gegen Kaufpreiszahlung den Besitzer. Hergabe für die Hingabe sozusagen.

Mit Hingabe, d. h. mit voller Einsatzbereitschaft und Leidenschaft hat Uwe Knuth stets die Malerei betrieben, sie ist für ihn Passion, der Verkauf seiner Bilder ist für ihn Bestätigung. Nur von wenigen Werken kann er sich schwer trennen, wobei ihn vor allem manchmal die Umstände nachträglich anrühren, unter denen die Bilder entstanden sind, z. B. wenn es nur warmes Bier gab oder er im Hühnerstall übernachten musste, um das Motiv einzufangen.

Andererseits zögert er nicht, auch Werke zu entsorgen, wenn sie ihm nachträglich nicht gelungen oder banal erscheinen. Bei einem so produktiven Maler, wie es Uwe Knuth ist, ergibt sich folglich bei einer Schaffensperiode von über 50 Jahren ein gefiltertes qualitativ ansehnliches Substrat. Es gibt derzeitig in Deutschland keinen vergleichbaren Maler von Aquarellen, mit dieser Stiltreue, diesem talentierten Strich und dieser Produktivität, gezeigt in über 80 Einzelausstellungen von New York bis Izmir und von Windhoek bis Kopenhagen überall gelobt und mit Preisen gewürdigt.

Vielen Dank, lieber Uwe; dass du unserer Kunstkantine die Ehre gibst, deine Werke ausstellen zu dürfen.

Angesichts seiner Vitalität muss Uwe Knuth sich noch nicht mit Titeln seiner Beerdigungsmusik auseinandersetzen, bei der Titel wie „I am what I am“ und „My way“ nicht fehlen sollten, im Moment spielt für ihn in voller Lautstärke „I will survive“, denn seine Vorfahren erreichten durchaus ein dreistelliges Lebensalter. Als genetisch vorgegeben bezeichnet Uwe Knuth auch sein Maltalent und sein Drang in die Ferne, heute zieht er mit uns nach Kappadokien.

Ein naturbelassener Hamburger, wie es Uwe Knuth ist, vergleicht ja gern die Gegend, in die er reist, mit seiner Heimat. In London findet er die Themse nur halb so breit, wie die Elbe, der Champs-Elysee ist fünfmal so lang wie die Mönckebergstraße, der Blick aufs Wasser ist hier und dort fast so schön wie im Alsterpavillion,
Höhenmaß für Wolkenkratzer ist aller Orten unser Fernsehturm und leicht verschmitzt, stellt der Hamburger gerne fest, dass nirgendwo eine sündigere Meile gibt, als unsere Reeperbahn.

Mit Kappadokien ist das anders. Es ist ein kulturhistorisch und geologisch unvergleichbarer Landstrich in der Türkei. Die Gegend um die Stadt Göreme in Kappadokien ist wegen ihrer Einzigartigkeit zum Weltkulturerbe erhoben worden. Schuld daran ist der Tuff.

Achtung, schließen Sie bitte gedanklich wieder zu mir auf. Reeperbahn und sündige Meile war eben, es geht jetzt um Tuff mit einem großen T am Anfang.

Bei Tuff handelt es sich um vulkanisches Eruptivgestein, das ballistisch ausgeworfen wird oder in Dichteströmen am Boden fließt. Wegen Gaseinlagerungen erkaltet dieses Eruptivgestein, im Volksmund „Lava“ genannt zu einem Weichgestein, das ungewöhnlich stark erodiert. Wer nähere Einzelheiten wissen will, möge sich in Petrografie, das ist die Wissenschaft der Materialarten der Festen Erdrinde, weiterbilden. Für den heutigen Abend soll es genügen, sich Tuff als den Baiserteig der Geologie vorzustellen, also leicht, porös und ziemlich empfindlich, gewissermaßen der Opferputz der Erdrinde mit dem die Erosion und die Bewohner der Gegend einiges anstellen können.

Es bildeten sich durch Erosion Tufftürme und Tuffkegel. Das diese Formationen umgebende Material wurde durch Wasser- und Wind abgetragen und die Türme und Kegel, die in bestimmten Schichten etwas härteres Material hatten, blieben stehen. Das Besondere an Kappadokien ist nun, das die Bewohner diese Kegel und Türme für Nutz- und Wohnbauten aushöhlen konnten. Berühmt sind vor allem die in den Tuff hineingegrabenen Felsenkirchen, die innen mit Fresken bemalt wurden. Es finden sich auch ausgedehnte Höhlensysteme. Kappadokien lag an der Seidenstraße, so dass die Gegend ganz gerne mal von Räubern überfallen wurde und die Höhlen dienten dann als Versteck vor den Angreifern. Angewandte Suburbanität sozusagen.

Eine solche Gegend ist selbstredend ein Paradies für einen Freilichtmaler auf Motivsuche. Uwe Knuth hat mir allerdings erzählt, dass die einzufangende Stimmung des Moments, für ihn mindestens genauso wichtig ist, wie das Motiv. Freilichtmalerei oder Pleinair-Malerei ist übrigens durchaus angesagt. Es gibt sogar eine Hochglanzzeitschrift aus den USA, die sich PleinAir Magazine nennt und alle 2 Monate erscheint.

Der Werbeslogan von PleinAir lautet :

„The Cure for Claustrophobia“

Freilichtmalerei als Heilmittel gegen Klaustrophobie, warum nicht ?

Outdooraktivitäten sind in großer Mode. Ich sehe eine Jack Wolfskin-Kollektion für den ambitionierten Outdoor-Maler vor mir. Ohne die Ateliermalerei abwerten zu wollen, hat der Freilichtmaler durchaus etwas heroisches und abenteuerliches an sich. Er stellt sich Wind und Wetter, muss sich über die Schulter kucken lassen und muss auch malerisch voran machen, sonst ist die Stimmung und das Licht flöten, also dasjenige, was er gerade mit einfangen will. Das ist was für Tatmenschen, wie Uwe Knuth, die den richtigen Blick haben, spontan und kreativ sind und gegebenenfalls auch zu einem Downtalking mit bewaffneten Ehemännern fähig sind.

Uwe Knuth ist nicht der Versuchung erlegen, ein Werk zu schaffen, dass nach Motiv, Technik, Anmutung und Ausführung bestehenden Trends oder Moden folgt. Stattdessen hat er über die Jahrzehnte eine für ihn typische Bildgebung fortgeschrieben, dass man von einer „Bildmarke Knuth“ sprechen kann, bei der man schon bei flüchtigem Blick erkennen kann, dass das Bild ihm zuzurechnen ist. Bei der großen Anzahl von Werken, die Uwe Knuth verbreitet hat und den zahlreichen Ausstellungen prägt sich sein spezifischer Stil beim Betrachter so ein, wie eine Handelsmarke. Gedämpfte warme Farbigkeit, Abwesenheit von Personen, Draufhalten, d. h. unkomplizierter Bildaufbau und keine ausufernden Formate sind z. B. einige Merkmale, die immer zutreffen.

„I am what I am“, gilt auch für das Bild das Uwe Knuth erschafft. Es ist was es ist, es gibt keine Mission, keine Botschaft, Uwe Knuth fängt ein, bildet ab und legt es nicht auf Interpretation an. Ebenso überflüssig ist eine Verortung seines Werkes in eine Kunstrichtung oder Kunsthistorie. Das Bild steht für sich selbst. Zu den Merkmalen gehört auch ein nicht überzogener Preis. Der Künstler will den Erwerber nicht leiden sehen, sondern vergnügt mit etwas abziehen, an dessen Erschaffung er selbst seinen Spaß hatte.

Wenn man das Glück hat den Künstler persönlich kennenzulernen, haftet dieser Eindruck auch immer den Werken an, die man von ihm erwirbt. Heute Abend haben Sie Gelegenheit, den Künstler zu sprechen, nutzen Sie die Gelegenheit. Uwe Knuth ist ein offener, amüsanter Gesprächspartner und redet gern mit Ihnen über seine Bilder.

Soweit sich die hier ausgestellten Bilder der HafenCity widmen, muss man konzedieren, dass sie sich gnädig und wohlgefällig den Motiven gewidmet haben. Aus nicht ganz unberufenen Munde ist die Architektur der HafenCity als „Würfelhusten am Wasser“ bezeichnet worden. Der Ist-Zustand ist von mangelnder Urbanität geprägt. Fast jeder „Würfel“ ist für sich genommen gestalterisch annehmbar, aber die HafenCity ist bislang nicht mehr als eine Aneinanderreihung von Würfeln und in den Gassen weht ein kalter Wind.

Das Ordnungsamt sorgt mit Bußgeldverfahren dafür, dass die Touristenmassen, die ausschließlich bei gutem Wetter an den Geschäften vorbeidefilieren, in schneller Bewegung sind und nicht durch „Kundenstopper“ etwa dazu angeregt werden, sich dem Angebot der Läden und Galerien zu widmen.

Nicht nur Busbeschleunigung verbricht die Administration, sondern auch eine Trittbeschleunigung des Publikums. Die Kunstkantine hat es doch tatsächlich gewagt, eine Staffelei, was auch sonst, auf den Gehweg zu stellen und mit einem Plakat auf diese Ausstellung hinzuweisen. Eine Speisekarte ist auch mit dabei, denn es ist gerade Konzept der Kunstkantine auch jenes Publikum für Kunst zu interessieren, dem die Kunst alleine vielleicht zu trocken ist.

Die Kunstkantine bekämpft derzeitig gegen sie ergangene Bußgeldbescheide mit Ausführungen des Bundesverfassungsgerichtes in einer Entscheidung vom 03.11.1987 in der es auszugsweise heißt:

„Die Werbung für ein Kunstwerk ist zwar kein Medium, welches das Kunstwerk selber oder seinen Inhalt transportiert. Sie bildet aber ein Kommunikationsmittel, das ebenfalls zum Wirkbereich künstlerischen Schaffens gehört; denn die Kunst ist wie die Schutzgüter der anderen „Kommunikationsgrundrechte“ öffentlichkeitsbezogen und daher auf öffentliche Wahrnehmung angewiesen. Aus diesem Grund fällt auch die Werbung für ein Kunstwerk unter den Schutz dieses Grundrechts.“

Hierzu schreibt uns eine Frau Nolte vom Bezirksamt Hamburg-Mitte:

„Sie beantragen ein Stellschild welches auf Kunstausstellungen hinweisen soll. Gem. den von Ihnen eingereichten Unterlagen liegt jedoch keine Kunst im eigentlichen Sinne vor, sondern ein Hinweisschild, das den Charakter eines Kundenstoppers und der Eigenwerbung aufweist. Diese sind gem. Globalrichtlinie der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation, Amt für Verkehr- und Straßenwesen, auf öffentlichen Wegen grundsätzlich nicht gestattet, insbesondere dann nicht, wenn damit eine Gewinnorientierung verbunden ist“.

Ich stelle fest, dass das Aufstellen einer Staffelei mit einem Plakat, auf dem eine Werbung für die Ausstellung die sie hier sehen, auf dem Gehweg, bündig mit der Außenfassade nach Auffassung der Freien und Hansestadt Hamburg rechtswidrig ist.

Gleichzeitig stelle ich fest, dass diese Auffassung der gefestigten Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts zu Art. 5 des Grundgesetzes widerspricht und ich stelle weiterhin fest, dass sich die Administration in ihrer Kleinkariertheit dem Niveau der Alternative für Deutschland, der Ex-Schill Partei, gleichgeschaltet hat, deren Vorstand die Frechheit besaß, die Intendanten der Kampnagel-Fabrik wegen einer Installation auf dem Kampnagel-Gelände strafrechtlich verfolgen zu wollen. Es ist diese Art von Rechtspositivismus und Borniertheit, die dazu führt, dass sich positive Initiativen ins Negative kehren.

Die Kunstkantine wird ihre Probleme durch alle Instanzen klären lassen. Vorläufig sollte man über diesen Vorgang als Realsatire schmunzeln, insbesondere im Kontext mit den ach so freiheitlichen Aussagen auf den Wahlplakaten, die allerorten nicht als Kunden-, sondern als Verstandesstopper aufgestellt sind.

Anders als Frau Nolte vom Bezirksamt Hamburg-Mitte hatte unser Künstler Uwe Knuth nie etwas gegen Gewinnorientierung. Uwe Knuth hat sich jahrzehntelang in hoher leitender Position dem Bankgeschäft gewidmet und auch hier hat er sich durchweg als Machertyp gezeigt. Deals zu akquirieren und umzusetzen war, um nicht zu sagen, ist, seine Leidenschaft.

Eine Ignoranz um nicht zu sagen eine Aversion hegte er allerdings stets gegen den Computer. Finanzgeschäfte also durchweg nicht digital, sondern analog. Den effektiven Jahreszins nach § 6 Preisangabenverordnung auszurechnen war nicht seine Sache, dafür hat man Mitarbeiter, die den Computer mit dieser unromantischen Frage füttern können.

Wo wir gerade bei Geschäften sind, möchte ich Ihnen doch ausdrücklich ans Herz legen, eines der hier ausgestellten Werke käuflich zu erwerben. Zuständig für alle Erwerbsvorgänge ist die Namensgeberin der Kunstkantine, nämlich meine Frau Nissi, an die der Künstler diesen Aufgabenbereich frohgemutes deligiert hat.

Folgen Sie jedem spontan auftauchenden Erwerbswunsch oder kommen Sie nochmal wieder zum Mittagessen oder auf einen Kaffee in die Kunstkantine, um sich Ihr favorisiertes Bild in Ruhe anzusehen.

Wenn Sie ein Werk von Uwe Knuth erwerben, ziehen Sie mit etablierten Museen, wie z. B. dem Altonaer Museum und dem Norddeutschen Museum gleich, denn auch dort entschloss man sich zum Ankauf von Werken von Uwe Knuth.

Solche Klassiker machen sich natürlich gut in Konferenzsälen und Besprechungszimmern. Sicher verbreitet sich eine Aura des Positiven bei Kredit-verhandlungen oder Anlageentscheidungen bei Ihrer Hausbank. Die Persönlichkeit des Künstlers haftet seinen Werken an, gehört zum emotionalen Zubehör eines Bildes, dass Sie umsonst miterwerben.

Meine Damen und Herren, das war die Laudatio zur Eröffnung der Ausstellung. Begeben Sie sich jetzt auf die bildnerische Reise von der HafenCity nach Kappadokien mit Zwischenstationen auch in Istanbul, Side und einer Stadt mit dem geheimnisvollen Namen Kas und genießen Sie den Abend. Ich bedanke mich fürs zuhören und wünsche Ihnen einen besonders schönen Abend.

Vernissage

Exponate

Nissis Kunstkantine

Kunstgalerie & Eventlocation
Am Dalmannkai 6
20457 Hamburg (HafenCity)

Mo – Fr 12-16 Uhr
Und nach Vereinbarung

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